Bericht Workshop 2020
Dr. Daniel Hardegger und Claudia Müller eröffneten den knapp zweieinhalbstündigen Workshop mit einer Einführung ins Framing, also der unterschiedlichen Darstellung derselben Inhalte. Anschließend wurden Beispiele aufgezeigt, wie Framing gezielt eingesetzt werden kann, um eine erwünschte Wirkung hervorzurufen.
Die Kernfrage drehte sich um Unterschiede zwischen den Geschlechtern, ihren spezifischen Lebensrealitäten und deren finanzielle Auswirkungen. Dazu gehören u.a. Unterschiede in Gehalt und Investitionsverhalten, was dazu führt, dass Frauen ungleich häufiger von finanzieller Abhängigkeit oder Altersarmut bedroht sind.
Diese theoretische Betrachtung wurde anhand eines Fallbeispiels verdeutlicht: Was sind die rechtlichen Grundlagen einer Scheidung, welche finanziellen Folgen hat diese für Männer und für Frauen, und welches Framing kann sich lohnen oder sollte eher vermieden werden? Die Teilnehmenden diskutierten über die Vor- und Nachteile des geschlechterspezifischen Framings und dessen Auswirkungen auf die öffentliche Wahrnehmung und möglicherweise den Ausgang eines Gerichtsprozesses. Denn obwohl die Rechtslage eindeutig und für beide Geschlechter gleich ist, können die (finanziellen) Konsequenzen eines Rechtsstreits und die Emotionen der Öffentlichkeit stark vom geschlechterspezifischen Framing beeinflusst werden.
Beschreibung Workshop 2020
Im Rahmen dieses Workshops stellen sich die Teilnehmenden der Herausforderung, eine Litigation-PR-Strategie zu entwickeln, die die kommunikativen Bedürfnisse von Männern und Frauen ebenso wie die unterschiedlichen finanziellen Realitäten der beiden Geschlechter aufnimmt. Angeleitet werden sie dabei von Claudia Müller und Dr. Daniel Hardegger.
Die erste Herausforderung ist dabei das «Paradox der weiblichen Kommunikation». Einerseits gelten Frauen als besser in der Kommunikation, andererseits können sich aber in gemischtgeschlechtlichen Gruppen trotzdem oft nicht durchsetzen. Denn während Frauen sachorientiert diskutieren wollen und dabei die eigenen Leistungen eher nicht in den Vordergrund zu stellen versuchen, orientieren Männer sich in der Kommunikation am Status und der Hierarchie innerhalb der Gruppe, stellen dabei die eigene Leistung in den Vordergrund. Gerade in Rechtskonflikten, bei denen nicht selten ein Mann die Entscheidung fällt, kann das für Frauen durchaus Nachteile haben: Gibt sie sich selbstbewusst wie die Männer, läuft sie nicht selten Gefahr, von diesen nicht ernst genommen zu werden. Bleibt sie hingegen bei der ’nonhierarchichen› Kommunikation, wird sie eher ignoriert.
Die zweite Herausforderung betrifft die unterschiedlichen finanziellen Realitäten von Männern und Frauen. Denn gerade im Finanzbereich gibt es zum einen Unterschiede zwischen typisch männlichen und typisch weiblichen Lebensrealitäten. Frauen sind in ihrer Finanzplanung in einer Beziehung oft schlechter aufgestellt als Männer: Sie bekommen durchschnittlich weniger Gehalt, arbeiten häufiger in Teilzeit und haben Erwerbslücken aufgrund von Eltern- oder Pflegezeit. Darüber hinaus gibt es aber auch Unterschiede in der Herangehensweise an das Thema und unterschiedlichen Informationsbedarf zwischen Frauen und Männern. Daher investieren Frauen z.B. seltener in Immobilien oder Aktien. Dies führt dazu, dass Frauen im Alter schlechter aufgestellt und häufig von ihrem Partner finanziell abhängig sind.